BERGEN TRINATION PHILATELICLUB
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Geschichte der Briefmarke 

Bevor die erste offizielle Briefmarke der Welt, die sogenannte One Penny Black“  am 1. Mai 1840 in London verkauft wurde, gab es zahlreiche Vorläufer. So gab es bereits 1653 bei der Paiser Stadtpost einen briefmarkenähnlichen Gebührenstreifen aus Papier, der am Brief befestigt wurde.   

Auch im Vereinigten Königreich gab es vergleichbare Vorläufer. Das ab 1680 von der „London Penny Post“ entwickelte System eines Einheitspreises für Lokalpost mit Freimachung durch Stempel war sehr erfolgreich, musste aber wegen des Postmonopols des Duke of York bereits   nach zwei Jahren aufgegeben werden. 

Anfang des 19. Jahrhunderts wurden in einigen Städten sogenannte Stadtkuverts“ verwendet, die als Vorläufer gedruckter Briefmarken auf Umschlägen anzusehen sind. Britischen Zeitungen beigelegte Rückantwortkarten waren um 1821 ebenfalls bereits frankiert. Das Königreich Griechenland gab 1831 eine Gebührenmarke für den Transport von Poststücken von Athen nach Piräus aus. Als erste Ganzsachen gelten die 1838 in Sydney ausgegebenen letter sheets“

 

Entstehung der ersten Briefmarken 

Bis Mitte des 19. Jahrhunderts konnte die Zustellgebühr für einen Brief vom Empfänger entrichtet werden. Verweigerte dieser die Annahme, so musste der Brief an den Absender zurückgesandt werden. Die Post unterschied zwischen "franco" - wenn der Absender die Beförderungsgebühr bei der Briefaufgabe bezahlte - oder "porto", wenn der Brief unfrei aufgegeben wurde und der Empfänger für die Beförderungsgebühr aufkommen musste.

Berechnet wurde das Porto nach Anzahl der verschickten Papierbögen und nach der Entfernung zwischen Absender und Empfänger. Da es damals ja noch keinen Routenplaner gab und exakte Karten kaum vorhanden waren, war die Schätzung der Entfernung eine recht komplizierte Aufgabe, insbesondere wenn ein Brief über Landesgrenzen hinweg verschickt wurde. Schnell konnte der Versand bzw. der Empfang eines Briefes eine äußerst kostspielige Angelegenheit werden. Erst die Verwendung von Briefmarken schuf Einheitlichkeit und Verbindlichkeit bei der Berechnung der Briefzustellungsgebühr. 

Die Grundidee der Erfindung war, das Briefporto nicht mehr vom Empfänger einziehen zu lassen, sondern stets vom Absender. Außerdem war damit eine Vereinfachung und eine Senkung des Briefportos verbunden, so dass ein Briefwechsel nicht mehr nur reichen Personen vorbehalten.

 

Bereits in den Jahren 1836 und 1838 gab es in Großbritannien etliche Vorschläge zur Einführung von Briefmarken zur Vereinfachung des Postwesens. Sir Rowland Hill, der von der britischen Regierung 1835 mit der Reformierung des Postwesens betraut wurde, hat diese Vorschläge wahrscheinlich aufgegriffen und mit in seine Postreform einbezogen. Er gilt damit als Urheber der Briefmarke.  

Sir Rowland Hill schlug eine von der Entfernung unabhängige Einheits-Inlandsgebühr vor, die sich nach dem Gewicht der Sendung richtete - somit entfielen das lästige Zählen der Briefbögen und die aufwändige Entfernungsmessung. Die Briefgebühr sollte fortan durch "kleine, auf der Rückseite mit Leim bestrichene Papiere" quittiert werden, vor allem aber stets zu Lasten des Absenders gehen. So würde der Empfänger bei der Briefzustellung nicht länger die Annahme des Briefes durch fadenscheinige Begründungen verweigern können. Die von Sir Rowland Hill vorgeschlagene Reform wurde im August 1839 vom britischen Parlament genehmigt.



Sir Rowland Hill war auch für das Motiv der ersten beiden Briefmarken verantwortlich. Für die Gestaltung waren Tausende Entwürfe eingereicht worden, die aber ausnahmslos von ihm abgelehnt wurden. Das Layout schaute sich Sir Rowland Hill selbst von einer Gedenkmünze aus dem Jahr 1837 ab, die ihm besonders gefiel. Der Wert zu einem Penny trägt das Porträt der Königin Victoria auf schwarzem Grund, der Wert zu zwei Pence auf blauem Grund.

Die Marken wurden von Henry Corbald gestochen und von der Druckerei Perkins, Bacon Petch gedruckt. Die weltweit ersten Postwertzeichen wurden ab Mai 1840 verkauft: die legendäre "One Penny Black" und die „Two Pence Blue“ mit dem Profil der Queen. Sir Rowland Hill wurde für seine Idee von der jungen Königin Victoria fürstlich entlohnt und später sogar Generalpostmeister Ihrer Majestät. 

Der Siegeszug der Briefmarke 

Die bequeme Frankatur und der gleichzeitige Wegfall der mühseligen Entfernungsbestimmung durch das englische Postwertzeichen-Modell stieß international schnell auf lebhaftes Interesse und schon bald trat die Briefmarke ihren Siegeszug um die Welt an. 1841 und 1842 erschienen in den USA einige Lokalmarken. 1843 erschienen weitere Briefmarken in Brasilien (Ochsenaugen) und in den beiden Schweizer Kantonen Zürich und Genf. 1847 prägte auch die britische Kolonie Mauritius eigene Postwertzeichen. 

Die erste deutsche Briefmarke war der Schwarze Einser, der am 1. November 1849 zusammen mit zwei weiteren Marken zu 3 Kreuzer und 6 Kreuzer vom Königreich Bayern herausgegeben wurde. 1850 folgten die deutschen Staaten Hannover, Preußen, Sachsen und die dänisch-deutschen Herzogtümer Schleswig und Holstein sowie 1851 Baden. 


Da die Briefmarken in Bögen gedruckt wurden, musste zum Trennen zunächst eine Schere benutzt werden. Um diese etwas lästige Art der Trennung zu vereinfachen, wurden in Großbritannien erstmals versuchsweise 1850 und endgültig ab 1854 die Briefmarken auf den Bögen durch Perforrierungen voneinander getrennt. Damit wurde das Abtrennen wesentlich vereinfacht und der typische Zahnrand von Briefmarken entstand.

 Briefmarken als Sammelobjekte 

War das Sammeln der bunten Bildchen zunächst noch ein vorwiegend von Kindern leidenschaftlich betriebenes, von Erwachsenen eher nachsichtig belächeltes Hobby, so wurde die Briefmarkensammelleidenschaft bald eines der beliebtesten Steckenpferde aller Zeiten. Von Beginn an wurde dabei der Wert einer Marke nach ihrer Seltenheit und ihrer Erhaltung bemessen. Wichtige Kriterien der Markenbewertung waren und sind außerdem die Qualität des Schnitts bzw. der Zähnung, sowie die Gummierung und das Wasserzeichen. 

Mit der Zeit entstanden zahlreiche Hilfsmittel für den Briefmarkensammler. Im Jahre 1860 erschienen die ersten Briefmarkenalben, bereits ein Jahr später erschienen die ersten Vorläufer der heutigen Briefmarkenkataloge. Im Jahr 1864 wurde der Begriff „Philatelist“ für den Briefmarkensammler geprägt.  

Neben den neuen Hilfsmitteln für den Philatelisten entstanden immer mehr Briefmarkenvereine und es gab spezielle Veranstaltungen für Philatelisten. Bereits aus dem Jahre 1856 sind Treffen von Philatelisten in den USA bekannt. Im Jahre 1866 kam es dort zur Gründung des ersten Briefmarkenvereins der Welt. Bereits im Jahre 1869 entstand der erste Verein in Deutschland, der „Süddeutsche Philatelisten-Verein“ in Heidelberg.  

Das erste Briefmarkengeschäft der Welt wurde bereits 1852 von dem Belgier Jean-Baptiste Moens in Brüssel eröffnet. 

Briefmarken heute 

Nach Schätzungen des Bundes Deutscher Philatelisten werden heutzutage nur noch etwa 5 % der in Deutschland beförderten Briefe mit Postwertzeichen freigemacht. Da der Verkauf von Briefmarken an Sammler für die Postverwaltungen aber auch ein gutes Geschäft ist, werden viele Briefmarken hauptsächlich für Sammler produziert und die Postverwaltungen bemühen sich bei der Themengestaltung um populäre Themen und Motive. Damit trägt die Produktion von Briefmarken – besonders in einigen Kleinststaaten – durch den Verkauf an Sammler einen nicht unerheblichen Anteil zum Staatshaushalt bei.